Wanda von Debschitz-Kunowski: »Sent M’ahesa« | Fotografie | abgedruckt in Hans Brandenburg: »Der moderne Tanz«, 1913
SMAEK
Freitag, 15. November 2024
15.30 / 18 Uhr
SMAEK
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst
Gabelsbergerstraße 35
80333 München
Teilnahmegebühr:
€ 10,- / € 6,- (Freundeskreis); Kinder frei
Beginn:
15:30 Uhr Für Familien
18 Uhr Abendveranstaltung
Anmeldung erforderlich
per Telefon: 089 28927626
E‑Mail: buchungen@smaek.de
oder online
Choreographie: Brygida Ochaim
Performance: Marta Rak
Kostüm: Yvonne Kalles
Dramaturgie: Thomas Betz
Musik: Tobias Weber
Lecture: Dr. Arnulf Schlüter, Direktor des Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst /
Brygida Ochaim, Thomas Betz, Barbara Galli-Jescheck
Produktion: Munich Dance Histories
Produktionsleitung: Barbara Galli-Jescheck
»Tanz der Isis«
Eine Neuinszenierung
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der spektakuläre »Tanz der Isis« (auch: »Tanz der Mondgöttin«), den die aus Riga stammende Else von Carlberg (1883–1970) erstmals in ihrem Soloprogramm »Altägyptische Tänze« 1909 im Münchner Künstlerhaus mit großem Erfolg vorstellte. Sie trat unter dem Pseudonym Sent M’ahesa auf. Ein Name, der sich auf den ägyptischen Sonnengott Mahes beziehen könnte.
Altägyptische Basreliefs und Malereien dienten Sent M’ahesa als Vorlagen für ihre originellen Kostümentwürfe und Tänze, die sich durch einen geometrischen linearen Bewegungsstil auszeichneten. Sie adaptierte die Profilstellung der Beine, des Kopfes und die En-face-Haltung des Oberkörpers. Anregungen hierzu fand sie möglicherweise in der ägyptischen Sammlung in Berlin, wo sie von 1905 bis 1908 lebte. Bereits im 19. Jahrhundert war ein großes Interesse an altägyptischer Kunst und Kultur in Europa entstanden.
Der »Tanz der Isis«, inspiriert von der Mondgöttin, die auf zahlreichen Sarkophagen oft mit ausgebreiteten Flügeln abgebildet ist, wurde ihr Signaturstück. Sent M’ahesa setzt dieses Kostüm als flächiges Ornament ein. Der Künstler Albert Weisgerber schuf hierzu zwei eindrucksvolle Plakate. Eine Neuinszenierung dieses Tanzes, erarbeitet von Munich Dance Histories, wird im SMAEK in Verbindung mit einer Lecture und Bildbeispielen gezeigt.
Wichtig für die Auseinandersetzung gerade hinsichtlich der Debatte um die Aneignung fremder Kulturen ist der Kommentar des Tanztheoretikers Hans Brandenburgs von 1913: »Sie will keine ägyptische Kunst geben, wohl aber das Verhältnis eines modernen, europäischen Menschen zu dieser Kunst […]. Ihr Tanz will aber nicht nur nicht ägyptische Kunst sein, er könnte es auch nicht sein – nicht einmal im Sinne einer Rekonstruktion, da wir den ägyptischen Tanz genau so wenig kennen wie den antiken.«
»Tanz der Isis« – eine Neuinszenierung ist eine gemeinsame Produktion von Munich Dance Histories und dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst, gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München im Rahmen des Pilotprojekts »Living Archive« und vom Freundeskreis des Ägyptischen Museums München e.V.
Zur Entwicklung der Neuinszenierung erläutert Brygida Ochaim:
Bei der Herangehensweise an die historische Vorlage vom »Tanz der Isis« handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion. Wir nennen es eine Neuinszenierung. Die Choreographie hat kein Narrativ. Ausgangspunkt sind eine Reihe von Fotografien, die Sent M’ahesa in unterschiedlichen Posen in ihrem Flügelgewand zeigen und zeitgenössische Presseberichte. Es konnte nicht auf Aufzeichnungen/Skizzen der Tänzerin oder Filme, in denen sie mitwirkte, zurückgegriffen werden. Das Kostüm selbst gibt bestimmte Bewegungen vor oder schließt sie aus. Über die Auswahl und Länge der Musikarrangements des Komponisten Georg Capellen ist nichts bekannt. Sent M’ahesas altägyptische Tanzstudien im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst wieder zu beleben ist im Zuge der Geschichte der Münchner Tanzavantgarde eine besondere Herausforderung.
Mitwirkende
MUNICH DANCE HISTORIES
Das Gründungsteam (Brygida Ochaim, Thomas Betz, Barbara Galli-Jescheck) des digitalen Archivportals Munich Dance Histories hat sich die Vergegenwärtigung von Tanzgeschichte zum Ziel gesetzt. Darüber hinaus produziert und realisiert MDH Projekte in Museen und im Stadtraum in Form von Reenactments, Filmen, Podcasts, Salons und Touren und entwickeln aus dieser Praxis neue Vermittlungsformate.
BRYGIDA OCHAIM
ist freischaffende Choreografin, Autorin und Kuratorin. In ihrer künstlerischen Arbeit verbindet sie die Disziplinen Tanz, Choreografie, Film und Performance. Parallel zu ihren darstellerischen Arbeiten recherchiert sie zur Geschichte des modernen Tanzes und seiner wichtigen, oft vergessenen Akteure. Ergebnisse und Materialien veröffentlicht sie in Publikationen und Vorträgen. Ihre Expertise im modernen und zeitgenössischen Tanz wie auch im Bereich der bildenden Kunst findet Eingang in einer Reihe von Ausstellungen.
THOMAS BETZ
Germanist, Kunsthistoriker und Tanzpublizist. Ausstellungen u. a. zu Paul Wühr und Ruth Schaumann. Publikationen u. a. zu Grete Wiesenthal, Raimund Hoghe und zur Tanzfotografie. Seit 2010 Redakteur für Kunst und Tanz beim »Münchner Feuilleton«.
BARBARA GALLI-JESCHECK
ist freie Choreografin, Tänzerin und Produzentin in München. Seit 2009 leitet sie künstlerische Produktionen, u.a. für das DANCE Festival München, Fokus Tanz – Tanz und Schule e.V. München, Stiftung Kunst und Natur, Schauburg – Theater für junges Publikum.
MARTA RAK
Tänzerin, Choreografin und Tanzvermittlerin. Nach einem Bachelor in Kulturwissenschaften machte sie ihre Ausbildung zur Tänzerin an der Iwanson International School for Contemporary Dance in München. Sie choreografiert für verschiedene Institutionen und Festivals und schloss 2022 den Master Dance Teacher an der Palucca Hochschule in Dresden ab.
YVONNE KALLES
freie Kostüm- und Bühnenbildnerin in München, studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und arbeitet seitdem an verschiedenen Theatern u.a. Münchner Volkstheater, Passionspiele Oberammergau, Neuköllner Oper Berlin, sowie in der freien Szene München für Theater-, Performance- und Tanzproduktionen u.a. Pathos, Kulturbühne Spagat. Für die Stiftung Kunst und Natur ist sie zudem in der Kunstvermittlung tätig.