> Ereignisse > Isadora Duncan – Debüt

»Miß Duncan tanzt
die Renaissance
des Tanzes«

Nach langer Planungszeit wurde das Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz Ende März 1900 feierlich eingeweiht. Zwei Jahre später wird die damals 25-jährige US-amerikanische sogenannte »Barfußtänzerin« Isadora Duncan (1877–1927) hier ihr erstes Gastspiel in Deutschland geben. Ihr ungarischer Impresario Alexander Groß bemühte sich um Auftritte im Künstlerhaus, was sich zunächst als nicht so einfach herausstellte. »Lenbach und Kaulbach waren dafür, Stuck hingegen meinte, daß ein Kunsttempel wie das Münchner Künstlerhaus nicht durch Tanzproduktionen entweiht werden dürfe« FN 2, schreibt Isadora Duncan ihn ihren Memoiren. Sie war sehr daran interessiert in diesem prominenten Ort aufzutreten. Isadora Duncan suchte schließlich selbst den Malerfürsten Franz von Stuck in seiner repräsentativen Villa in der Prinzregentenstraße auf und führte ihm ihre Tänze in seinem Atelier vor. Stuck ließ sich überzeugen und willigte ein. Am 26. August fand die Premiere mit ihrem Programm »Tanz-Idyllen« im Festsaal des Künstlerhauses statt. Mit ihrem Auftritt öffnete sie dort dem »freien« Tanz die Türen.

Isadora Duncan wurde 1877 in San Francisco geboren. Für kurze Zeit nahm sie in New York Ballettunterricht bei Marie Bonfanti. Ihr Interesse am Hellenismus geht vermutlich auf den Einfluss von Genevieve Stebbins’ »Harmonischer Gymnastik« zurück.  Schon bald distanzierte sie sich von ihren Tanzauftritten in Produktionen der Augustin Daly’s Company in New York. 1899 ging sie mir ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Europa. Ihr Anliegen war es, den freien Tanz als eigenständige Kunstform zu etablieren. Im akademischen Lehrbetrieb sah sie das Grab der Künste. Sie lehnte alles Unnatürliche ab und propagierte die freie Liebe. Sie trat barfuß in fließenden Gewändern auf und verzichtete auf das Tragen eines Korsetts, was bislang undenkbar schien. In den Rhythmen der Natur und der griechischen Antike fand sie ihre Inspirationsquelle und gelangte auf diesem Weg zu neuen Ausdrucksformen. Antiken Plastiken, Reliefs und Vasenbildern entdeckte sie als ihre Vorbilder. Ihr Münchner Gastspiel war der Beginn ihrer Deutschlandtournee und Auftakt einer erfolgreichen Karriere. Sie blieb der Stadt, die sie so herzlich aufnahm, verbunden. Sie kehrte mehrmals wieder, wie beispielsweise 1904 mit einem Gastspiel im Neuen Münchner Schauspielhaus in Begleitung eines griechischen Knabenchors, mit ihrem Beethoven-Abend im Kaimsaal oder dem Walzer- und dem Gluck Abend im Volkstheater 1906. Sie und ihre Schwester Elizabeth gründeten mehrere Tanzschulen, die erste 1904 in Berlin Grunewald. Zusammen mit ihrer adoptierten Schülerin Irma eröffnete Isadora Duncan 1921 auch eine Tanzschule in Moskau. Ihr bewegtes Leben, der tragische Tod ihrer beiden Kinder 1913, der Selbstmord des russischen Dichters Sergej Jessenin, den sie 1923 geheiratet hatte wie auch ihr tödlicher Autounfall, bei dem sich ihr zwei Meter langer roter Schal in den Speichen eines Cabriolets verfing, gaben Anlass zu zahlreichen Verfilmungen und Publikationen. Weltweit gibt es Schulen, die Duncans Tanzerbe bewahren und weiterführen wie die Elizabeth Duncan Schule in München.

  1. Arthur Rößler: »Isadora Duncan«. In: »Freistatt. Süddeutsche Wochenschrift für Politik,Literatur und Kunst«, H. 36, 1902, S. 453–455
  2. Isadora Duncan: »Memoiren«, S. 111.

LITERATUR (AUSWAHL)  /// Good Read
Isadora Duncan: »My Life«. New York 1927.
Isadora Duncan: »Memoiren«. Nach dem englischen Manuskript bearbeitet von C. Zell. Zürich, Leipzig, Wien 1928.
Frank-Manuel Peter (Hrsg.): »Isadora & Elizabeth Duncan in Deutschland / in Germany«. Köln 2000.
Auftrittsverzeichnis des Isadora Duncan Archivs des Deutschen Tanzarchivs Köln: https://www.sk-kultur.de/tanz/duncan/seiten/doku2.html

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