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Sada Yacco

Sada Yacco (1871–1946)

 

Seit ihrer Kindheit wurde sie in Tanz, Musik und anderen Künsten unterrichtet. Ihre Ausbildung zur Geisha erhielt Sada Yacco im Haus von Hamada, deren Inhaberin Kamekichi sie adoptierte. Mit Unterstützung des Ministerpräsidenten Hirobumi Itô1 erlangte Sada Yacco bald den Ruf als »Tokyo’s foremost ›modern‹ geisha«2. Durch Itô lernte sie den Schauspieler und Bühnenautor Otojiro Kamakami (1864–1911) kennen, den sie 1894 heiratete. Zwei Jahre später gründete er in Tokio ein eigenes Theater im europäischen Stil. Seine Modernisierungsversuche stießen jedoch auf Kritik. Hinzu kamen finanzielle Misserfolge, was mit den Ausschlag gab, 1899 eine Gastspielreise in den Westen zu unternehmen. Sada Yaccos Stellung innerhalb des reinen Männerensembles war einzigartig. Im Laufe der einjährigen Amerika-Tournee prägte sich ihr unverwechselbarer Stil. Während Kawakami in realistisch wirkenden Kampfszenen brillierte, zog Sada Yacco das Publikum mit ihren minimalistischen Gesten und Minenspiel in Bann. Die in prachtvollen Kostümen dargebotenen Tänze wie auch ihre Sterbe-Szene in dem Erfolgsstück Die Geisha und der Ritter bildeten den Höhepunkt. Kawakami, ein Pionier des modernen japanischen Theaters verband in seinen Stücken klassisches Kabuki mit den Standards westlicher Schauspielpraxis. Diese als Soshi Shibai bezeichnete Mischform ist Teil der gegen Ende des 19. Jahrhunderts angestrebten Erneuerungsbewegung Shimpa. Sada Yacco erreichte den Status einer großen Tragödin und die Kritiker suchten den Vergleich mit Eleonore Duse oder Sarah Bernhardt. Die größten Triumphe feierte die Schauspieltruppe mit ihrem viermonatigen Gastspiel bei der Pariser Weltausstellung 1900 im Theaterpavillon von Loie Fuller. Japonismus war groß in Mode und sein Einfluss zeigte sich besonders in der Kunst des Art Nouveau. Im Juni 1901 begann ihre zweite von Fuller organisierte Europa-Tournee, der sich für kurze Zeit Isadora Duncan anschloss. Die Engagements führten die Theatergruppe u.a. auch nach Berlin, Dresden, Stuttgart und München, wo sie am 28., 29. und 30. Januar 1902 im Königlichen Residenztheater zu sehen war. Während eines Gastspiels in Mailand besuchte Giacomo Puccini ihre Vorstellung und ließ sich für seine Oper Madame Butterfly inspirieren. Unstimmigkeiten zwischen Kawakami und Fuller führten schließlich zur Trennung. Die japanische Schauspieltruppe kehrte am 4. Juli 1902 in ihre Heimat zurück. Sada Yacco trat in Tokio weiterhin vor allem in Shakespeare-Bearbeitungen ihres Mannes auf. 1908 gründete sie das Imperial Training Institut, die erste Schule für Berufsschauspielerinnen. Nach dem Tod ihres Mannes im November 1911 setzte Sada Yacco ihre Bühnenlaufbahn bis 1918 fort. In Nagoya eröffnete sie eine Seidentextilfirma3 und gründete 1924 ein Kindertheater in Tokio, wohin sie 1938 wieder zurückkehrte. Im Alter von 75 Jahren starb Sada Yacco am 7. Dezember 1946. (B.O.)

  1. Itō Hirobumi (1841–1909) war Japans erster Ministerpräsident
  2. Shelley C. Berg: »Sada Yacco: The American Tour, 1899–1900«. In: »Dance Chronicle«, Band 16, Nr. 2, 1993, S. 147–196, hier S. 152
  3. Siehe Lesley Downer: »Madame Sadayakko.The Geisha Who Bewitched the West«, New York, London 2003
Sada Yacco

Sada Yacco | Fotografiert von Paul Nadar, veröffentlich 1900 in der Zeitschrift »Le Theatre« | © Sammlung Ochaim

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Sada Yacco | Fotografiert von Paul Nadar, veröffentlich 1900 in der Zeitschrift »Le Theatre« | © Sammlung Ochaim

Sada Yacco

Sada Yakko als Wachsfigur | Ansichtskarte des Musée Grévin, Paris | © Sammlung Betz

»Madame Butterfly – Sada Yacco Kawakamis Tournee in Übersee« mit dem Taishan Schattenspiel | China 2021 | 10 Min. | Regie: Yu, Xiaoyan, Drehbuch: Lin,Yan | Produktion: Munich Dance Histories | © Munich Dance Histories

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